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HVK logo web28. September 2025  |  Durch die alten Gassen Östringens
Führung im barocken historischen Gewand2025 08 03 Eschel web

Rund 20 Interessierte waren der Einladung des HVK zum Rundgang durch Östringen gefolgt. Michaela Zorn präsentierte sich dafür als die historische Figur „Maria Anna Zopf” in barockem Gewand, das der Kleidung einer ehemals in Östringen lebenden Bürgerin aus dem 17. Jahrhundert nachgeschneidert war.

Erste Station war das „Ruhbenderhaus“, unter dessen verputzter Fassade sich ein Fachwerkhaus von 1700 verbirgt. Die ehemalige fränkische Hofreite mit Scheune, Stallung, Barren und Schweineställen enthält heute das Museum „Bäuerliches Leben“, welches als außerschulischer Lernort beeindruckende Vorführungen und praktische Anwendungen damaliger Arbeitsabläufe zeigt – „ein Museum zum Anfassen und Mitmachen“, fasst Michaela Zorn die vielfältigen Aktivitäten rund um das frühere Leben zusammen. Stolz ist sie, dass die Arbeit des Freundeskreis des Heimatmuseums im Jahr 2024 eine hochkarätige Auszeichnung erhielt: Sie waren Hauptpreisträger im Landeswettbewerb „Heimatmuseum hat Zukunft“.

Aber Östringen hatte noch mehr zu bieten, daher spazierte die Gruppe durch den alten Ortskern mit seinen schmucken Fachwerkhäusern. Die Gustav-Wolf-Galerie z.B. ist ein Fachwerkhaus aus dem Jahr 1613 und eines der ältesten im Ort. Es wurde von Grund auf saniert und beherbergt neben wechselnden Ausstellungen eine Sammlung des in Östringen geborenen Künstlers Gustav Wolf.

Der älteste Fachwerkbau steht in der Keltergasse 4. Das Haus mit Rautenaus­fachung und verziertem Eckständer wurde 1846 von der Gemeinde seinem jüdischen Besitzer abgekauft. In dem Gebäude wurde eine Mädchenschule eingerichtet, was einigen Bürgern nicht gefiel, da sie ihre Töchter nicht in einem „Judenhaus“ unterrichtet haben wollten. Nach Bezug eines neu errichteten Schulgebäudes dreißig Jahre später ging das Haus wieder in Besitz einer jüdischen Familie.

Zu den kundigen Erläuterungen von Michaela Zorn machte Susanne Kaiser-Asoronye die Mitglieder auf Details in den Fachwerkkonstruktionen aufmerksam. Für die Vorsitzende des Heimatvereins Kraichgau sind Fachwerkbauten von besonderem Interesse, hatten sie und ihr Ehemann Uwe Kaiser doch im Jahr 2022 mit dem gemeinsamen Buch „Fachwerk lesen lernen“ den Landespreis für Heimatforschung gewonnen.

An der katholischen Pfarrkirche Sankt Cäcilia warf das Epitaph mit Abbildung einer Frau an der Südwand der Kirche einige Fragen auf. Ihr Name war Maria und sie starb im August 1573. Die Familie ist nicht genannt, daher interessierten sich die Besucher vor allem für das Wappen an der Sandsteinplatte, das in der Mitte ein Eichhörnchen trägt. Ein ähnliches Wappen befindet sich am Grabmal des Georg von Sternenfels in der ev. Kirche in Kürnbach – ein Zeichen der Familienzugehörigkeit?

Als letzte Station und Höhepunkt des Rundgangs erreichte die Gruppe das nach ihrem Erbauer Adam Zopf genannte „Zopf'sche Haus“. Die Hofanlage mit Wirtschaftsgebäude wurde in Fachwerkbauweise errichtet und beeindruckt mit reichem Schmuckfachwerk, Fenstererkern und einer Figurennische im Obergeschoss. Zeitweise beherbergte das Anwesen eine Ölmühle, eine sogenannte „Göppelmühle“, bei der die Mahlsteine durch ein Roß angetrieben wurden. Das Geschwisterpaar Gebauer, das das Anwesen vor über zwei Jahren erwarb, erlaubte den Besuchern einen Rundgang durch das Haus und den Keller und lud zu einem Glas Sekt und „Fingerfood“ ein.

Zum Abschluss des Rundgangs fanden sich die Teilnehmer im deutsch-bayrischen Restaurant „Hirschgarten“ ein, wo in geselliger Runde „gefachsimpelt“ und sich über die gemeinsame Passion – der Heimatforschung – ausgetauscht wurde.

Ein herzliches Danke an unsere Mitglieder Michaela und Joachim Zorn und an Familie Gebauer für den wunderschönen Nachmittag. 

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