300 Jahre Schönborner Alleen: 1725–2025
Barockes Erbe prägt Städte, Dörfer, Wälder und Felder
Der Heimatverein Kraichgau unterstützt das Projekt
Damian Hugo von Schönborn war Fürstbischof von Speyer und residierte ab 1724 im Schloss Bruchsal. Zu seinem Herrschaftsbereich gehörte unter anderem das Gebiet des alten Landkreises Bruchsal.
Im Auftrag des Fürstbischofs entstanden ab dem Jahr 1725 die Schönborner Alleen, die größtenteils noch heute bestehen. Das für die Barockzeit typisch symmetrische Wegesystem hat die Form eines geometrischen Rechtecks. Ausgangspunkt ist die Mittelachse des Bruchsaler Schlossgartens. Von dort aus führt eine Hauptallee nach Westen (Grabener Allee bzw. heute Kammerforststraße), während eine zweite Hauptallee, beginnend ab dem heutigen Bruchsaler Mediamarkt-Kreisverkehr, nach Norden verläuft (Kronauer Allee).
Darüber hinaus wurden in westlicher Richtung zwölf und in nördlicher Richtung elf Richtwege angelegt und mit laufenden Nummern versehen. Das Wegenetz verbindet noch heute die Städte und Dörfer im alten Bruchsaler Landkreis (obere Lußhardt) und führt teilweise weit in das Gebiet der alten Kurpfalz (untere Lußhardt) hinein. Zu Schönborns Zeiten gelangte man über die überwiegend im Lußhardtwald errichteten Wege vor allem auch zu dessen weiteren herrschaftlichen Anwesen. Zu nennen sind der Ökonomiehof mit Musterlandwirtschaft und Viehzucht in Altenbürg (heute Karlsdorf-Neuthard), die Sommerresidenz Schloss Kislau (heute Bad Schönborn) und die Eremitage Waghäusel, die als Jagdschloss diente.
Das Schönbornsche Alleensystem prägt die Landschaft, die Straßenführungen und die Grundrisse der Dörfer der Umgebung bis heute. In Bad Schönborn, Bruchsal, Forst, Graben-Neudorf, Karlsdorf-Neuthard, Kronau oder Waghäusel ist im Ortsbild offensichtlich, dass Teile der Straßen und Wege ihren Ursprung im Alleensystem des Fürstbischofs haben. In Hambrücken und Ubstadt-Weiher sind Schönborns Wegeachsen zumindest erkennbar.
Das Projekt: Um das Schönborner Alleensystem in den Fokus zu stellen und touristisch (z.B. für Radwege), zu nutzen, sollen auf Initiative des Kronauer Bürgermeisters Frank Burkard an verschiedenen Standorten Schilder aufgestellt werden, die die historische Bedeutung der Alleen erläutern. Die weiteren Beteiligten mit Schilder-Standorten sind: Waghäusel, Kirrlach, Hambrücken, Karlsdorf-Neuthard, Bruchsal, Forst und Ubstadt-Weiher.
Thomas Adam, stellv. Vorsitzender des HVK, ist als Kulturamtsleiter der Stadt Bruchsal im Projekt involviert und brachte den Heimatverein und die Vorsitzende „ins Spiel“, denn es galt, die Schilder zu gestalten. Dabei suchten die Beteiligten nicht nur eine Grafikerin, sondern jemand, der sich mit Interesse an Historie an die Aufgabe machte. Die dann getroffene Vereinbarung ist eine klassische Win-Win-Situation: Susanne Kaiser-Asoronye gestaltet die Schilder zu Sonderkonditionen, und der HVK wird darauf mit Logo als Unterstützer des Projektes integriert. Eine Abmachung, die Gefallen fand und beiden Seiten dient.
Dabei war Eile geboten, denn die Gemeinde Kronau plant im Mai die Einweihung eines „Ehrenparks“. Zu diesem Zeitpunkt sollen die ersten Schilder aufgestellt sein. Die größte Herausforderung war das Erstellen einer Karte, die die besondere Situtation der Schönborner Alleen verdeutlicht. Das Geoportal Baden-Württemberg stellte die Basiskarte dafür zur Verfügung. Trotzdem saßen die Vorsitzende und ihr Ehemann tagelang am Computer, denn es galt, alle Wege aber auch Brücken und Unterführungen sowie Unterbrechungen der historischen Wegführung herauszufinden und einzuzeichnen. Auch die Namen der Alleen und Richtwege wurden aufgestöbert und eingetragen. Hier war Roland Just vom Heimatverein Kronau eine große Hilfe.
Am 13. März stellten Frank Burkard und Susanne Kaiser-Asoronye die Layouts der Schilder sowie die erarbeitete Karte Vertretern der beteiligten Gemeinden vor. Zur großen Freude fand die Karte großen Zuspruch. Nun kann es an die Realisierung der Schilder gehen ... und Sie alle sind zur Eröffnung des Ehrenparks in Kronau am 17. Mai recht herzlich eingeladen. (Details dazu in Kürze auf der Homepage der Gemeinde unter www.kronau.de)
Portrait Damian Hugo Philipp von Schönborn (1676-1743) als Kardinal, Maler unbekannt.
Die historische Forstkarte aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigt den oberen Lußhardt mit seinem Alleensystem. Sie zeigt die Schutzreviere von Forst, Weiher, Kronau, Kirrlach und Hambrücken mit verschiedenen Farben eingezeichnet. Die Grenzen sind farbig, Flurnamen, Gewässer, Straßen und Wege sind vermerkt. Distrikte mit Nummern, außerhalb der Karte die Orte Hambrücken, Weiher, Forst und Bruchsal (Schloß und Gartenanlagen) im Grundriß mit Straßenzügen. Generallandesarchiv Karlsruhe H Lußhardt 6, Bild 1 | Autor: W. Laurop
Treffen am 13. März 2025. Von links: Roland Just, Heimatverein Kronau; Roland Leibersperger, Heimat- und Kulturverein Forst e.V.; Jörg Hoffmann, Forst; Theo Gassner, Heimatverein Kronau; Frank Erthal, Karlsdorf-Neuthard; Dominik Zindl, Weiher; Susanne Kaiser-Asoronye, HVK; Melanie König, Hambrücken; BM Frank Burkard, Kronau; OB Thomas Deuschle, Waghäusel.
Karte rechts: die von Susanne Kaiser-Asoronye und Uwe Kaiser überarbeitete Karte. Grundkarte: © Datenquelle: LGL, www.lgl-bw.de, dl-de/by-2-0 (Klick auf die Karte zeigt vergrößerte Ansicht)