Seit 38 Jahren: Die Kraichgau-Bibliothek im Graf-Eberstein-Schloss Gochsheim
Wer einem Haus eine Bibliothek hinzufügt,
gibt diesem Haus eine Seele (Cicero)
Unter den Mitgliedern des Heimatvereins Kraichgau müsste sie bekannt sein: Unsere Kraichgau-Bibliothek im Graf-Eberstein-Schloss in Gochsheim.
„Bibliotheken werden nicht gemacht, sie wachsen.“
Am 22. März 1986 wurde die Bibliothek eröffnet. Aber wie kam es dazu? Grundstock waren viele dem Verein gespendete Bücher sowie Teile der Privatbibliotheken von Adolf Gängel und Hans Benz. Letzterer hatte bis zu seinem Tod rund 800 Bücher für den Verein in seiner Wohnung gesammelt. Die Stadt Kraichtal (Bürgermeister B. Zimmermann) stellte 1986 nicht nur die Räume im Schloss zur Verfügung, sondern betrieb über die ersten Jahre auch eine großzügige Anschaffungspolitik.
Im Lauf der Jahre wuchs die Bibliothek nicht nur durch Einkäufe der neu erschienenen Literatur, sondern vor allem durch Schenkungen der Verlage, von Mitgliedern, von Gemeinden und schließlich durch die Überlassungen weiterer Privatbibliotheken: Heinz Teichert, Rudolf Herzer, Alt-Landrat Dr. Herrmann und ganz besonders auch Barbara und Prof. Erwin Huxhold. Es würde den Rahmen des Kompasses sprengen, wollten wir all die großzügigen Spenderinnen und Spender hier benennen, die im Laufe der 38 Jahre ihren Teil zum Ausbau der Bibliothek beigetragen haben. Daher beschränken wir uns auf die Spender der Anfangsjahre und benennen die letzten großen Buchspenden aus den Jahren 2023/2024: die Nachlässe unserer Mitglieder Hans-Jörg Sambel (Heidelberg) und Emil Schumacher (Sinsheim-Rohrbach) sowie aus dem umfangreichen Bücherbestand von Dr. Arnold Scheuerbrandt (Heidelberg).
Bei ihrer Gründung 1986 war die Kraichgau-Bibliothek lange in zwei Räumen mit nach Süden weisenden hohen Fensterfronten im Graf-Eberstein-Schloss in Gochsheim beheimatet. Für die Bücher war dies durch die massive Sonneneinstrahlung nicht ideal, aber vielen Benutzern und Benutzerinnen gefielen die auch in den Übergangs- und Wintermonaten hellen und warmen Räume. Im Rahmen der Neukonzipierung des Museums mussten wir dann jedoch weichen und bekamen zwei andere, von Grund auf renovierte Räume im Schloss zugewiesen, die einfacher zugänglich und sogar benutzerfreundlicher sind. Leider brachte der Umzug nicht die erhoffte Erweiterung der Bibliothek. Beim Neuaufstellen der Bücher mussten wir uns daher zwangsläufig auf unseren Kernbestand, die Kraichgau-Literatur konzentrieren.
Zur Bibliothek wird eine Anhäufung von Büchern jedoch erst durch deren Katalogisierung, geordnete Aufstellung und Benutzung. Die ersten Jahre waren also gekennzeichnet durch das Erfassen (zunächst auf Karteikarten) und Beschriften der vorhandenen Bücher. Um die Katalogisierung und Beschriftung kümmerten sich zunächst Karl-Heinz Glaser, Alfred Götz, Thomas Moos und Jörg Teuschl (†), später verstärkt vor allem durch Doris Ebert (†).
Ein Glücksfall für den Verein war, dass sich mit Diplom-Bibliothekar Alfred Götz ein kompetentes Vereinsmitglied der Bibliothek annahm – und das nicht erst nach seinem Berufsleben an der Universität Mannheim. Er zeichnet sich heute als Hauptverantwortlicher für die Bibliothek aus.
Bald war klar, dass regelmäßige Öffnungszeiten – jeden zweiten Samstag – nur aufrecht zu erhalten waren, wenn die Aufsicht nicht von ständig wechselnden Freiwilligen geleistet wurde. Die Benutzer wünschten sich regelmäßig anwesende Ansprechpartner. Dies waren zunächst Konrektor Kurt Boxberger und Rektor Erich Zierl und nach seinem Ableben Herr Walter Schmid. Heute ist die „gute Seele“ der Bibliothek Frieda Jarosch, die seit gut 15 Jahren zuerst unterstützend und dann hauptsächlich für die Öffnung der Bibliothek bis zu 20 mal pro Jahr ihre Samstagvormittage opfert.
Inzwischen werden Dubletten (also Bücher, die wir mehrfach besitzen) an Mitglieder sowie Besucherinnen und Besucher angeboten, um den Erlös zweckgebunden für den Nachkauf fehlender Bücher zu verwenden.
Heute sind in der Bibliothek rund 4000 Bände aufgestellt, darunter vor allem 150 Gesamtdarstellungen, Bildbände und Reiseführer speziell für den Kraichgau, Ortliteratur zu 85 Gemeinden mit insgesamt 217 Teilorten, 200 Ortssippenbücher, aber auch Monographien zu einzelnen Geschichtsepochen, Natur und Umwelt, Mundart und vieles mehr.
Neben der Ortsliteratur ist die Personenliteratur und familienkundliches Schrifttum das zweite Standbein der Bibliothek. Anfangs eher stiefmütterlich behandelt, sind heute Genealoginnen und Genealogen die zahlenmäßig stärkste Benutzergruppe.