Jahrbuchvorstellung am 30. November 2024
In einer kompakten und abwechslungsreichen Veranstaltung stellte der Heimatverein Kraichgau am 30. November sein aktuelles Jahrbuch vor. Im gut gefüllten Wössinger Hof von Walzbachtal-Wössingen trafen sich Beteiligte und Interessierte, um die ersten Exemplare der bedeutenden heimatkundlichen und geschichtlichen Publikation zu erhalten. Lesungen von Mundartbeiträgen rundeten das Programm ab.
340 leserfreundlich gestaltete Seiten. Im Zentrum aber stand die Buchpräsentation durch Thomas Adam. Er hatte zusammen mit Wolfgang Ehret und Alfred Götz die 340 Seiten zusammengestellt. Susanne Kaiser-Asoronye sorgte für die modernisierte und sehr leserfreundliche grafische Gestaltung mit zahlreichen Illustrationen. Gleichzeitig senkte die Vorsitzende durch ihre Tätigkeit die Produktionskosten des Buches erheblich. Es ist wieder beim langjährigen Partner, dem verlag regionalkultur, erschienen. Geschäftsführer Reiner Schmidt hatte genug Bände nach Wössingen mitgebracht.
Thomas Adam freute sich, dass in neuem Gewand die bewährten Rubriken des Jahrbuchs wieder auftauchen, aber auch zwei neue besondere Aufmerksamkeit finden sollten. Die Veränderung in der Gestaltung und der Zusammenstellung geht auch mit dem übergreifenden Thema Veränderung beim Inhalt zusammen, betonte Adam. Denn geschichtliche Beiträge suchen nach Zeiten und Gründen von schleichendem Wandel wie großen Umbrüchen. Das alle zwei Jahre erscheinende Kraichgau-Jahrbuch liefert in gewohnter Weise Beispiele von allgemeinem Interesse, mit wissenschaftlichem Hintergrund und dennoch verständlicher Darstellung in nicht ausufernden Texten. Der Band hat damit bleibenden Wert, wie seine Vorgänger.
Der genaue Blick auf Regional- und Lokalgeschichte. Im Kapitel Geologie und Natur setzt Jürgen Alberti fort, was er im Jahrbuch 2020 thematisiert hat, das Auftauchen neuer Tiere und Pflanzen in unserer Region. Der Landes- und Regionalgeschichte gehen in ausführlichen Beiträgen nach: Konstantin Huber (Der Dreißigjährige Krieg im Raum Pforzheim) und Michael Rothenhöfer (Die Amtsbezirke Sinsheim und Neckarbischofsheim um 1860 im Großherzogtum Baden.) Unter dem Stichwort Archäologie finden sich Beiträge über die Anfänge des Heidelberger Schlosses (Christoph Bühler) und den Schutzzauber im Pfarrhaus Illingen (Susanne Kaiser-Asoronye). Den größten Raum nehmen wieder die ortsgeschichtlichen Untersuchungen ein. Spannend entwickeln die Aufsätze lokale Besonderheiten: Ob es um den Galgen für Meckesheim und Reichartshausen geht (Rüdiger Lenz), eine Hinrichtung in Stein, um ein Registerheft von Weiler (Martin Elsässer), Sinsheim um 1674 (Wiltrud Flothow) um Malschenberg (Albin Herrmann), die Kirchengemeinde Neckarbischofsheim (Hans-Joachim Vogt), die Entstehung der Großen Kreisstadt Sinsheim (Marco Neumaier) oder darum wie in dreijährigem Ringen der Name Bad Schönborn für Mingolsheim und Langenbrücken aus 74 Namensvorschlägen hervorging (Thomas Liebscher).
Die Rubrik Biografie und Familiengeschichte ist gefüllt mit Erinnerungen an Johann Adam Rupp aus Gemmingen (Wolfgang Ehret) und den Immelshäuserhof bei Sinsheim (Elisabeth Kludas).
Wieder weitere Orte und ihre Bauwerke beleuchtet das Kapitel Architektur und Kunstgeschichte. Hartmut Hensgen kümmert sich um die beiden historischen Zaisenhäuser Kirchenfenster. Was den Dichter Joseph Victor von Scheffel mit dem Kloster Maulbronn verbindet, haben Jürgen Oppermann und Thomas Adam erforscht. Adam, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins, musste allerdings auch einer traurigen Pflicht bei der Buchvorstellung nachkommen. Er würdigte Helga Langrock für ihre langjährige und aktuelle Mitarbeit als Endkorrektorin. Leider verstarb Langrock kurz vor der Veranstaltung.
Frischer Wind durch Schülerbeiträge. Erfreut zeigte sich Thomas Adam über den frischen Wind, der durch den Schülerwettbewerb des Heimatvereins Kraichgau in das Jahrbuch eingezogen ist. Die vier besten Beiträge daraus fanden komplett Eingang in den Band und liefern eindrucksvolle Themen aus junger Sicht. Es geht um die Geschichte der Schuhfabrik Groll in Bretten, das Vertriebenenlager Neckarzimmern, frühere Hochwässer am Neckar und das Leben von Ruth Steinfeld aus Sinsheim, die 1940 nach Gurs verschleppt wurde und überlebte. Die weiteren Beträge des von der Sparkasse Kraichgau unterstützten Schulwettbewerbs sind in Zusammenfassungen dokumentiert.
Ein eigenes Kapitel für Mundartexte. Alle Interessenten des Jahrbuchs wissen auch, dass Mundartbeiträge immer wieder verstreut Eingang gefunden haben. Diesmal haben die Herausgeber den Texten ein ganzes Kapitel gewidmet. So ergänzen Gedichte und einige kurze Erzählungen den Band. Vertreten sind Anton Ottmann, Petra Rieger Bühler, Wolfgang Müller, Thomas Liebscher, Irmtraud Bernert und Elfi Neubauer-Theis. Alle waren in Wössingen mit dabei und gaben Kostproben ihrer Beiträge.
Über den Kraichgau als Landschaft von Sagen handelt der Beitrag von Jürgen Wipfler innerhalb des „Blick ins Land.“
Dokumentation der Jahresaktivitäten. Nicht fehlen darf die kurze Dokumentation aller Aktivitäten des Heimatvereins in den Jahren 2023 und 2024. Sehr informativ schließt die Bücherschau das Jahrbuch ab. Wieder kommen neue Orte und Themen in den Blick. Die durchweg nicht zu langen Rezensionen bilden noch einmal die Vielfalt der kulturellen wie wissenschaftlichen Aktivitäten im Kraichgau und für diese Landschaft ab. Thomas Adam rief dazu auf, bereits jetzt Themenvorschläge für den nächsten Band zu machen, sogar Manuskripte abzusprechen und einzureichen. Damit erneut die rechtzeitige Produktion möglich ist.
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