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Jüdisches Königsbach

Ein historischer Rundgang mit Besuch des Judenfriedhofs 
In Kooperation mit „Jüdisches Leben im Kraichgau“

Trotz drohenden Regens hatten sich zwanzig unerschrockene Teilnehmer zu einem ganz besonderen Rundgang unter dem Titel „Jüdisches Königsbach“ getroffen. Doch der Wettergott hatte ein Einsehen und so konnte die Vorsitzende des HVK alle trocken durch ihr Heimatdorf führen.

Dabei erfuhren die Teilnehmenden die Anfänge der Ansiedelung der „Schutzjuden“ durch den Grundherrn Daniel Rollin von Saint-André und die Teilung des Ortes in badisch und grundherrschaftlich. Der Bau der Synagoge und der wenige Jahre darauffolgende Brand war Thema des Rundganges, und dass der Markgraf aus seiner Privatschatulle 100 Gulden zum Wiederaufbau gab. Bis zur Zerstörung in der Pogromnacht im November 1938 waren dort Gottesdienste abgehalten worden. Eine 1998 vor dem Platz der Synagoge in die Straße eingelassene bronzene Gedenkplatte erinnert daran, dass hier 1938 die Kultgegenstände und Teile der Inneneinrichtung verbrannt wurden.

Im Verlauf des Rundgangs passierten die Teilnehmer die Häuser, die einst Wohnstätte der jüdischen Bürger waren und erfuhren von den Schicksalen der Bewohner. Rund die Hälfte der Juden konnten sich durch Auswanderung vor den Nazis retten – nach Palästina, Argentinien, Brasilien und in die USA.

Bewegt hat das Schicksal des geistig zurückgebliebenen Lothar Dreyfuß, dessen Familie nach Brasilien auswanderte, aber ihn bei einer Tante in Göppingen zurücklassen musste. Dem behinderten Jungen war das Visum verweigert worden. Er wurde mit seiner Tante im Lager Jungfernhof bei Riga erschossen.

Der ebenfalls eingeschränkte Samuel Maier hingegen kam im Juni 1940 in die Tötungsanstalt Grafeneck und fiel der Euthanasie zum Opfer.

Mit Interesse verfolgten die Zuhörer, dass der Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer großväterlicherseits aus Königsbach stammt. Sein Vater Helmut Palmer, bekannt als „Remstal-Rebell“, war der uneheliche Sohn des Metzgermeisters Siegfried Kilsheimer aus Königsbach, denn Helmut Palmers Mutter war als Verkäuferin in dessen Metzgerei beschäftigt.

Von der Integration der Juden in die Dorfgemeinschaft zeugt folgende Geschichte: Nach dem Ersten Weltkrieg sammelte Pfarrer Bier Geld für ein Gefallenendenkmal, das dann durch die Inflation vernichtet wurde. Daraufhin beschloss der Pfarrer, die Namen der Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und die des Weltkrieges 1914-1919 an die Empore im Langhaus der evangelischen Kirche schreiben zu lassen – auch die der fünf jüdischen Opfer.
1872 eingerichtet, ist der jüdische Friedhof ein relativ „junger“ Begräbnisplatz. Bei den nach Osten ausgerichteten Gräbern läßt die Beschriftung die allmähliche Übernahme christlicher Gepflogenheiten seit Mitte des 19. Jhd erkennen. Die reiche Grabsteinsymbolik alter Friedhöfe ist nur spärlich vorhanden. SKA

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