logo-fksg
Header Startseite

300 Jahre Schönborner Alleen

Einweihung des Ehrenparks Kronau am 17. Mai 2025

Das Wetter spielte mit. Es herrschte strahlender Sonnenschein, als Bürgermeister Frank Burkard am 17. Mai den Ehrenpark feierlich eröffnete – direkt vor den Toren Kronaus an einem historischen Kreuzungspunkt im barocken Wegenetz von Fürstbischof Schönborn.

Nach einem Auftakt des Spielmannszugs Graben-Neudorf begrüßte Bürgermeister Frank Burkard die Amtskollegen und Vertreter der beteiligten Städte und Gemeinden, Pfarrer Frank Prestel und die Anwesenden.

„Mir persönlich, der Kronauer Gemeindeverwaltung und den Partnern der Tourismusregion SonnenBaden war es außerordentlich wichtig, den Schönborner Alleen, die den Landkreis so geprägt haben, zum 300jährigen Jubiläum ein Denkmal zu setzen,“ eröffnete Frank Burkard seine Rede. „Der Ehrenpark ist nicht das Gesamtprojekt, sondern ein Teil des weit größeren Projektes, an allen markanten Stellen des Schönborner Alleensystems entsprechende Infotafeln und Hinweise aufzustellen.“ Schließlich verdanken die umliegenden Gemeinden ihre historische Entwicklung dem Wegenetz.

Ein solches Projekt kann ohne „viele ehrenamtliche Hände“ nur schwer umgesetzt werden, so der Bürgermeister. Daher dankte Frank Burkard zuerst dem Heimatverein Kraichgau, dessen Vorsitzende sich „wohl am meisten ehrenamtlich eingebracht hat.“ Sie hatte die Karten auf den Infotafeln erarbeitet – Burkard nannte es eine Sisyphusarbeit – und zeigt sich für das Layout der Tafeln an allen Standorten verantwortlich. Der Bürgermeister bedankte sich ebenfalls bei Roland Just aus Kronau und Roland Liebl aus Waghäusel, die beide mit viel Informationen zum Gelingen beigetragen hatten. Auch die Gemeindemitarbeiter, allen voran der Bauhof, hatten sich über Gebühr engagiert.

Wichtigstes Element des Ehrenparks ist das Bodendenkmal, das durch Pflasterungen die beiden Hauptachsen, die Kronauer Allee von Süd nach Nord und die Waghäuseler Allee, sichtbar gemacht hat. Am Rande der Pflasterungen waren einige historisch belegte Obstbäume gepflanzt worden, und ein aufgestelltes Wagenrad verdeutlicht, dass diese Alleen jahrhundertelang herrschaftlich standesgemäß mit der Kutsche befahren wurden.

Pfarrer Frank Prestel erläuterte die Rolle des Damian Hugo von Schönborn als Bischof und geistlicher Führer der Gegend. Unter seiner Herrschaft durfte das Hochstift Speyer eine „wunderbare Ära erleben“, so Prestel. Als 1719 Schönborn sein Amt als Fürstbischof antrat, hatte er „ein verwüstetes, verwahrlostes und verkümmertes Hochstift“ angetroffen. Die Sitten waren verroht, Verwaltung und Rechtssprechung waren in einem „desolaten Zustand“. Schönborn entwickelte eine funktionierende Verwaltung, reformierte das Finanzwesen und das Schulwesen, baute Zentralbehörden auf, er verbesserte die Infrastruktur, lies Kirchen, Pfarrhäuser, Wirtschaftshöfe bauen – und das Straßensystem der Schönborner Alleen. Diese Maßnahmen steigerten die Einnahmen des Bischofs erheblich.

Schönborn ging in die Geschichtsbücher als „Bauwurm” ein: Schlösser, Herrschaftshäuser und Kirchen. Dabei führte er selbst ein gottesfürchtiges, bescheidenes, fast schon geiziges Leben. Bei seiner Beerdigung hieß es, er habe „Mauern und Sitten“ aufgebaut. Wie nachhaltig sein Schaffen war, zeigt ein Dokument aus dem Jahr 1802 über das Fürstbistum. Darin heißt es: „Das Volk scheint hier wirklich gut zu sein. Durch alle Stände herrscht eine gewisse äußere Wohlanständigkeit. Auch an der mittleren und niederen Volksklasse merkt man ein mehr sittliches Betragen als an vielen anderen Orten. Das Volk liebt seine Religion und hält mit Interesse an seinem Pfarrherrn.“

Die aus Wiesental stammende Professorin Dr. Uta Hassler war u.a. von 2005 bis 2015 Professorin der Denkmalpflege und Bauforschung in Zürich. Ihre Habilitation schrieb sie über die Baupolitik von Damian Hugo von Schönborn. Das Wissen, das wir heute über seine Zeit und seine Bauten haben, wurde von ihr erforscht und erarbeitet. Sie hat das Projekt aus Verbundenheit zur Region begleitet. In ihrer Rede bezog sie sich auf die Alleen, erläuterte die Anfänge des Fürstbischofs im während des Dreißigjährigen Krieges und den Erbfolgekriegen zerstörten Land.

Doch was war die Idee hinter den Alleen? „Man baut in dem zerstörten Land nicht alles auf einmal, nicht alles an einer Stelle,“ so ihre Antwort. „Es entstanden daher kleinere Stützpunkte im Land verteilt, im linksrheinischen Kirrweiler, im rechtsrheinischen Kislau und in Waghäusel, Jagdhäuser und Zehntscheuern, kleinere Kapellen.“ Das Wegesystem verband die Standorte.

„Dennoch war die Idee des Wegesystems ein symbolischer Fingerzeig in eine neue Zeit. Schönborn gründete nämlich einen ‚Idealstaat‘,“ führte die Professorin aus. „Das Wegenetz gab Kunde davon, dass eine neue, bessere Zeit die Kriegszerstörungen überwinde, eine neue Ordnung in das Hochstift Speyer einziehe – Ratio, Vernunft, gute Herrschaft und gutes Regieren.“ Seit dem frühen 18. Jahrhundert waren die langen geraden Wege möglich. Erst das französische Militär beherrschte das Vermessen der Geraden über Berge und Hügel. Doch die historischen Straßennetze sind langlebig. Das Alleensystem Schönborns war also eine wunderbare Grundlage für die heutige Verkehrswege. Viele Straßen und Wege und sogar die A5 folgen in Teilen der alten Wegeführung.

„Das hier bestehende Wegenetz der Schönborner Alleen ist etwas ganz besonderes und ich gratuliere der Gemeinde zu ihrer Wiederentdeckung,“ schloss Professorin Hassler.

Die Damen und Herren vom „Churfürstlichen Hofstaat“ aus Schwetzingen bereicherten die Eröffnung mit ihren historischen barocken Tanzformationen. SKA

Alleen NZ94447Alleen NZ94450Alleen NZ94451Alleen NZ94464Alleen NZ94473Alleen NZ94483Alleen NZ94510Alleen NZ94535Alleen NZ94560Alleen NZ94602Alleen NZ94614