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7. Mai 2023 (Sonntag) | Rundgang durch das mittelalterliche Trais

Rund 90 Teilnehmer sind gekommen, als der Freundeskreis Königsbach-Steiner Geschichte und der Heimatverein Kraichgau am Sonntag 7. Mai zu einem Rundgang durch Trais aufriefen. Treffpunkt war eine freigeräumte und mit Bierbänken bestückte Scheune. Eine Planänderung erfuhr die Veranstaltung, denn nach der kurzen Begrüßung durch Vorsitzende Susanne Kaiser-Asoronye ging es zuerst auf den eigentlich als Abschluss vorgesehenen Rundgang. Grund für die Änderung des Ablaufes war der angekündigte Regenschauer, der mit fortschreitender Uhrzeit immer wahrscheinlicher wurde.
Ausgerüstet mit Mikrofon und Lautsprecher konnte Kaiser-Asoronye die Fachwerkbauten, deren bauliche Besonderheiten, Inschriften und Steinmetzzeichen erläutern. Anekdoten und Geschichten über die Bewohner des Weilers sorgten für Kurzweil und so manchen Lacher.
Nach dem Rundgang nahmen die Teilnehmer Platz in der Scheune und erfuhren dort, dass Trais vor rund 35.000 Jahren eine steinzeitliche Freilandstation war – eine der größten im süddeutschen Raum. Großes Staunen machte sich breit, als Kaiser-Asoronye anschaulich erzählte, wie der frühe anatomische Mensch oder der „Neandertaler“ auf den damals schroffen Hügeln auf den Durchzug von jagdbaren Mammuts, Wildpferden und Rentieren warteten. Davon zeugt der Fund mehrerer Tausend Pfeilspitzen und Werkzeuge.
Danach erläuterte sie die widersprüchlichen Angaben über die Entstehung der mittelalterlichen Ansiedlung und ihre keltisch-römische Vergangenheit. Auch die Geschichte des „Sonnenwirtles“, der oft in Trais Unterschlupf und Käufer für sein Diebesgut fand, kam nicht zu kurz. Trais, das einst ein bekanntes „Hehler- und Räubernest“ war, bot dem Verbrecher ideale Bedingungen, konnte er von hier aus einfach die Hoheitsgrenzen zwischen dem markgräflichen Baden, reichsritterschaftlichem Gebiet, Speyer, der Kurpfalz und Orte des Klosters Frauenalb wechseln – so bunt war die Landkarte um Trais damals.
Über das traditionelle Traisreiten, das „seit Gedenken“ in Königsbach für Abwechslung und Freude sorgte, wurde ebenfalls berichtet und auch über die endlosen Versuche eines mißgünstigen und boshaften Pfarrers, das „Treysreuthen“ verbieten zu lassen.
Abschließend sorgte das tragische Ende des Hofbauers Christian Jung für Entsetzen, denn der aufbrausende 33jährige endete 1807 auf dem Schafott in Stein, nachdem er mit vier anderen einen 19jährigen Soldaten im Wirtshaushändel erschlagen hatte.
Nach diesen - wegen des Wetters gekürzten – Ausführungen endete der Rundgang durch Trais und die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen noch trockenen Fußes nach Hause. Es kehrte wieder Ruhe ein in die beschauliche, mittelalterliche Ansiedelung.
Danke an die vielen Menschen, die großes Interesse am Weiler aufbrachten. Und ein großes Danke an Walter Scherle für die Freiräumung der Scheune und an die Traiser Bewohner, die uns geduldig ertragen haben.
 
 
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