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Nicht Frau, sondern Wasser als Namensgeber?

Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete am 5./6. April 2007
Sage von Kaiser-Retterin ist wohl nur eine gut erfundene Geschichte - Heimatverein schaute sich um

Waibstadt. (aj) Aus Nah und Fern, um genau zu sein bis hin zu den geographischen Grenzen des Kraichgau, versammelten sich rund 80 heimatkundlich Interessierte zu einem Doppelpack aus Geschichtsinformation zur ehemals Freien Reichsstadt Waibstadt in Waibstadt. Eingeladen hatte der Heimatverein Kraichgau, der unter dem Motto „Den Kraichgau kennen lernen" in seinem Programm für 2007 zwölf Exkursionen vorgesehen hat. Walter Schröpfer und Ottmar Lehmann stellten nun die Metropole der Brunnenregion vor.

Zahlreiche Dias unterstützten Schröpfers Vortrag zur Geschichte Waibstadts. Als Freie Reichsstadt über Jahrhunderte verpfändet, blieb Waibstadt, weil dem Bischof von Speyer gehörend, in der Reformation bis in die neueste Zeit eine katholische Enklave im rundum durch die Herren von Helmstatt und andere reichsritterschaftliche Herren lutherisch reformierten Kraichgau. Amüsant für manchen Zuhörer waren in diesem Zusammenhang die Namen der alten Wirtschaften wie Löwe, Engel, Adler, Ochsen, Lamm, die sich eindeutig an den Symbolen der Evangelisten orientierten im Gegensatz zu Hirsch oder Rose. Dass Waibstadt mehr als 500 Jahre Mittelpunkt für die katholischen Gemeinden bis hin zum Odenwald war, beweist seine Stellung als Dekanat, als Landkapitel Waibstadt - auch diese Tradition wird zum 1. Januar 2008 fallen.

Gerätselt wird weiterhin über die Bedeutung des Stadtnamens. Die Geschichte mit der Frau, die angeblich den Kaiser rettete, klingt zwar schön, ist aber wahrscheinlich falsch. Schröpfer leitet den Namen aus der keltischen Sprache ab: „Übergang durch ein sumpfiges Gelände oder Furt". Die älteste Stadtansicht von 1727 mit den verzweigten Armen von Schwarzbach, Krebsbach und Gäulbach, deren Wasser bei Überschwemmungszeiten die kleine Stadt völlig einschlossen und abriegelten, stützen diese Schlussfolgerung. Inzwischen führt man die Figur des Brunnenweible auf einen früheren Martinsbrunnen zurück.

Ottmar Lehmann veranschaulichte schließlich bei einem Rundgang das Gehörte vor Ort.

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