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23. September 2023 | Besichtigung einer Anlage zur Herstellung von Biokohle für „Terra Preta“

Unter dem Motto: „Schwarzes Gold. Eine uralte Technik revolutioniert Klima- und Umweltschutz“ lud unser Beiratsmitglied Reiner Dick nach Stutensee auf den Lindenhof ein. Die Besichtigung einer Anlage zur Herstellung und Nutzung von Biokohle für die Gewinnung von fruchtbaren Böden (Terra Preta) war für die Teilnehmer von großem Interesse. Diese „Schwarze Erde“ begeistert sowohl Profis als auch Hobbygärtner.

Zuerst begrüßte uns Rainer Dick auf dem Lindenhof, dessen Namen von den drei Linden an der Zufahrt stammt. Er erzählte, dass die „Humu Stutensee“, wie sie sich nennen, ein loser Zusammenschluß von Leuten ist, die sich Gedanken um die Umwelt und die Lebensbedingungen machen. Und die von der Materie der Biokohle und von Terra Preta überzeugt sind.

Danach stellte Betriebsleiter Uwe Lengert (der laut Dick die besten Kartoffeln der Gegend anbaut) den Lindenhof vor, der 1964 gebaut wurde. Auf den ca. 290 ha Ackerland werden schwerpunktmäßig Kartoffel angebaut, teils für die Chipsindustrie, teils für Raiffeisenmärkte. Der Hof verfügt über 1000 Tonnen Kartoffellager-Kapazität. Ferner werden Birnen, Zuckerrüben, Mais, Raps und Getreide angebaut und ca. 10 Kulturen Gemüse im Wechsel. Die unterschiedlichen Böden reichen von Sandboden bis zu tonhaltigen Boden. An die „Terra-Preta-Geschichte“ kam Lengert über Reiner Dick. Ihn interessiert vor allem die Wasserspeicherfähigkeit der Böden, die mit TP angereichert sind. Auf einem extra ausgewiesenen Gelände laufen Versuche zum Sparen von Beregnung, was bei heutigen Klimaverhältnissen sehr bedeutend ist. Die Erwartung ist, durch TP Wasser zu sparen und dazu einen natürlichen Dünger zu erhalten.

Anschließend referierte Klaus Kaiser von der Historie der Terra Preta, von den Eroberungen von Pizarro im 15./16. Jahrhundert, bei dessen Eroberungen einer der Mannschaft alles dokumentiert hatte. Damit ist klar, dass die Indios schon vor 4.000 Jahren nach dieser Technik gearbeitet haben. Und nur weil der Reisebericht bis heute erhalten ist, kann heute Terra Preta hergestellt werden. Über Jahrhunderte war das Wissen vergraben ... bis man vor 50 oder 60 Jahren die Terra Preta wiederentdeckte und archäologisch untersuchen konnte.

Der Name „Schwarze Erde“ kommt aus dem Portugiesischen und bedeutet gebrannte Erde. Die dunkle Farbe kommt von der Pflanzenkohle, die sich in der Erde befindet und diese schwarz erscheinen lässt. Doch wer nun denkt, er kann einfach Grillkohle kaufen und dies in den Garten einbringen, der irrt. Grill-Holzkohle ist für den Garten nicht geeignet, weil diese zu sehr schadstoffbelastet ist. Der Grund dafür ist, dass die Herstellungstemperatur der Grill-Holzkohle zu niedrig ist, um alle Schadstoffe eliminieren zu können. Anders sieht es beim Betrieb der Retorte auf dem Lindenhof oder bei baugleichen Anlagen aus: Die dort entstehenden Temperaturen überführen alles, ausser dem Kohlenstoff, in die gasförmige Phase, die dann als Pyrolysegas den Prozess „befeuert“.

Während der Erläuterungen war die Experimentier-Anlage schon in voller Arbeit und es wurden rund 1,5 Ster Holz unter Vakuum in der Brennkammer verkohlt. Die Temperatur unter dem Deckel erreicht schon mal 800 - 900 Grad. Daher ist die Anlage aus Spezialstahl, das diese Temperaturen und vor allem die Temperatursprünge des Aufheizens und Erkaltens aushält. Und wie das so ist, beim Vorführ-Effekt, hielten die Dichtungen, die regelmäßig ausgetauscht werden, nicht stand und es entwich Rauch nach oben. „Normal ist das nicht so“ erklärte Reiner Dick, „ich dachte heute morgen, die Dichtungen seien noch ok ... ihr müsst euch den Rauch wegdenken.“ In der relativ kleinen Eperimentier-Anlage auf dem Lindenhof entweicht die Energie des Verbrennens nach oben weg. „In großen Anlagen wird diese abgeleitet und selbstverständlich genutzt“ so Klaus Kaiser. „Daran arbeiten wir auch noch.“ Denn die Anlage wird in Eigenregie immer wieder optimiert und umgebaut.

Und wie spart man damin nun CO² ? Auch darauf hat Reiner Dick eine Antwort: „Alle Lebewesen sind kohlenstoffbasiert. Wird z. B. das Holz eines Baumes verbrannt oder es verrottet, findet eine Oxidation statt, bei der sich der Kohlenstoff mit dem Sauerstoff der Luft zu CO² verbindet. Diese freiwerdende Menge an CO² entspricht der Menge CO², die der Baum im Laufe seines Lebens aufgenommen hat. Bei unserem Prozess findet eine Hitzebehandlung des Holzes unter völligem Sauerstoffausschluss statt. Eine Oxidation und damit die Bildung von CO² kann nicht stattfinden. Übrig bleibt reiner C, also Kohlenstoff.“

Und wie wirkt die Pflanzenkohle? Ein einzelnes Gramm Pflanzenkohle hat eine innere Oberfläche von bis zu 800 qm. Die in der Versuchsanlage gewonnene Kohle verfügt über ca. 300-400 qm innere Oberfläche. Diese Hohlräume speichern Wasser, aber auch Nährstoffe, Säuren, Microorganismen. Genau das macht den Wert der Pflanzenkohle aus – als Wasserspeicher und als Dünger.

„Wenn man zum Beispiel den Grünschnitt vom Landkreis Karlsruhe vortrocknen lassen würde und pyralisiert (wie der Vorgang korrekt genannt wird) statt zu kompostieren, würde ungeheuer viel CO² eingespart werden. Auch Maisspindeln, Hackschnitzel, Stroh, Getreidepresslinge oder ähnliche organische Materialien können so verkohlt werden. Die Versuchsanlage haben wir aufgebaut, um mit diesem interessanten Thema Erfahrung zu sammeln“ schloss Reiner Dick seine Erläuterungen.    {backbutton}

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