Auf den Spuren der Rettigheimer Geschichte
Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete am 6. Oktober 2014
Der Heimatverein Kraichgau war in dem Mühlhausener Ortsteil zu Gast.
Rettigheim. (g.ö.) Der Heimatverein Kraichgau, dessen Grenzen bis ins Schwäbische im Osten und bis in den Bruhrain hinein im Westen reichen, war mit einer Abordnung auf Stippvisite in Rettigheim. Dort staunte man, was der 788 im Lorscher Codex erstmals urkundlich erwähnte Ort, heute Ortsteil von Mühlhausen, an „Schätzen“ zu bieten hat. Vorstand Bernd Röcker aus Eppingen und sein Stellvertreter Anton Machauen aus Walzbachtal (Jöhlingen) konnte viele Eindrücke aus dem vorderen Kraichgau mitnehmen. Sie gaben ihrer Freude Ausdruck, dass doch so einiges erhalten geblieben ist, so der Straßenzug in der Rotenberger Straße mit alten Fachwerkgebäuden, besonders das stattliche Gebäude des Trödelkellers und das angrenzende Fachwerkhaus mit Badischen Stockwerkseigentum.
Mit den drei „Hauptstraßen" hat der Ort einen Mittelpunkt, von den älteren Einwohnern kurz „Bismarck" genannt. Hier steht das alte Rat- und Wachthaus und auch der alte Röhrenbrunnen ist wieder da, dank der Initiative des Heimatvereins. Verschwunden sind aber das Schulhaus und die benachbarte Schulscheune am Eingang der Malscher Straße, die im Zuge der Ortssanierung weichen mussten. Die spätklassizistische Kirche in der Ortsmitte im alten Teil aus Sandstein (vom Rotenberger Wald) gebaut, auf dessen Vorplatz die Besucher ihren Rundgang begannen, stammt aus dem Jahr 1823/24 und wurde 1956 durch ein Querschiff erweitert. Auf diesem Platz stand zuvor eine kleine Kapelle, wie ein Wappen von 1598 zeugt. Kirchlich war Rettigheim lange Zeit an Malsch angebunden, ehe man 1870 von Freiburg einen eigenen Pfarrer zugewiesen bekam.
Rainer Werner, bei der Pfarrgemeinde und beim Heimatverein tätig, zeigte im Inneren der Kirche die neue Göckel-Orgel und auch kunstvolle, von Eugen Fuchs, Horrenberg, neu gefasste Figuren. Neu ist die Figur des Jakobus, die anlässlich der Einweihung des Jakobusweges von Rothenburg ob der Tauber nach Speyer neu angeschafft wurde. Werner zeigte auf dem Rundgang weitere Gebäude, so den Klinkerbau der Zigarrenfabrik, die frühere Kelter am Platz „Unter den Linden" und das Pfarrhaus. Ewald Engelbert, stellvertretender Bürgermeister und „Motor" des Heimatvereins, führte dann zur Grundschule. Dort zeigte der frühere Schulleiter Hans Katzenberger mit Stolz das Amphitheater. Weiter ging es über den 172 Meter hohen Hahnenberg zu Wendelinus-Statue, Friedhof und Waldkapelle mit Lourdes-Grotte am Rande des Kapellenwaldes. Von hier wanderte man auf dem Jakobsweg zurück zur Ortsmitte zur denkmalgeschützten Dorfscheune, einem Firstsäulenständerbau mit Gewölbekeller. Dort wurde ein kleiner Imbiss gereicht.
Bürgermeister Jens Spanberger erläuterte in der Scheune, dass die Gemeinde außer in das Gebäude auch in das angrenzende Sanierungsgebiet einiges hineingesteckt hat. Der Leiter der Exkursion Ewald Engelbert dankte den Besuchern aus dem weiteren Kraichgau und übergab dem Vorsitzenden Bernd Röcker zwei Flaschen bester Weine.