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Eine Ahnung von den Ahnen

Die Kraichgau-Stimme berichtete am 23. Februar 2007
Heinz Walter berichtet über Auswanderer aus dem Kraichgau, die der Donau folgten

Von Sarina Pfründer

SULZFELD. Er weiß oft mehr von den Ahnen einer Familie, als es Kinder und Enkelkinder ahnen. Heinz Walter, Heimat- und Familienforscher, spricht in Sulzfeld über „Auswanderer aus dem Kraichgau die Donau hinunter". 45 Besucher sind der Einladung des Arbeitskreises Genealogie im Heimatverein Kraichgau gefolgt, junge Gesichter sind nicht darunter. „Die heutigen Nachkommen wollen meist nichts von ihren Vorfahren wissen", diese Erfahrung hat der Forscher und Verfasser zahlreicher Schriften gemacht. Banater (das Banat ist eine Verwaltungseinheit im früheren Ungarn) seien „besser erforscht als wir Einheimischen", sagt Walter. Tausende Familien sind in den Jahren 1717 bis 1817 die Donau hinunter ausgewandert. Die Wanderung führte bis Ungarn, Österreich, Rumänien, Serbien oder Jugoslawien: 24 Familien aus Sulzfeld, 33 aus Eppingen, 32 aus Elsenz, sieben aus Rohrbach, vier aus Richen, 20 aus Grombach, acht aus Kirchardt und gar 236 aus Neibsheim.

Langwierige Forschung Im Sulzfelder Totenbuch von 1728 steht „Hans Georg Oswald, Metzger, welcher vor zwölf Jahren (1716) nach Ungarn gegangen, um allda etliche Jahre zu bleiben und etwas zu verdienen." Nicht immer ist Ahnenforschung so einfach. Ortsnamen haben sich geändert, Dokumente fehlen, sind unvollständig oder nicht mehr lesbar. Arbeitskreis-Vorsitzender Klaus Rupp kennt die Probleme. „Um einen Ahnungsforschungsfall zu lösen, sind viele Querinformationen, Telefonate, Studien und persönliche Besuche notwendig." Immer wieder erhält er Anfragen zu Stammbäumen.

Der Vortrag von Heinz Walter wird häufig unterbrochen: Besucher, viele selbst Vertriebene, berichten von ihren Erfahrungen. Wie sehr das Thema interessiert, wurde bereits 2006 bei einer Sulzfelder Ausstellung deutlich, die mit 2200 Besuchern ein großer Erfolg war. „Keine Landschaft hat so viele Ortssippenbücher wie der Kraichgau", berichtet Walter. Er hofft, dass die Dokumente auch weiterhin gesammelt werden. Bedauerlich sei es, wenn bei Todesfällen ganze Hinterlassenschaften einfach entsorgt werden, statt diese einem Heimatverein zu übergeben. Zusammen mit dem Heimatvereins-Vorsitzenden Bernd Röcker möchte er auch im Kraichgau ein Archiv einrichten. Walter zieht am Ende seines Vortrags die Parallele zu heute. „Die Integration ist früher schneller gegangen." Geheiratet hätten die Flüchtlinge unter sich, allerdings nur in der ersten Generation. Schon seit Mitte der 50er-Jahre 1955 seien die Vertriebenen überwiegend integriert

 

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