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Der Kraichgau


 

Kraichgau erleben – früher und heute

Vor 1250 Jahren wird der Kraichgau erstmals erwähnt

Am 11. Juni 769 schenkte der wohlhabende Helmsheimer Bürger Burgolf von Helmolfesheim dem Kloster Lorsch „für ewige Zeiten“ ausgedehnten Landbesitz. Vor 1250 Jahren wird in dieser Schenkungsurkunde erstmals „in pago Creichgowe“ erwähnt und damit eine Landschaft beim Namen genannt, die heute als „badische Toskana“, als „Land der tausend Hügel“, als „Klein-Italien“ bekannt ist.

Der Kraichgau ist eine flache, durch den Schwarzwald im Süden und den Odenwald im Norden eingebettete Senke, in West-Ost-Richtung „zwischen dem Neckher unnd dem Rein“ gelegen.

1250 Jahre später besitzt die Vielfalt, die der Kraichgau touristisch vorweisen kann, großes Gewicht. Das erste ist die Landschaft selbst mit jenen „tausend Hügeln“ vom Sinsheimer Steinsberg bis zum Heustätt bei Königsbach und vom Untergrombacher Michaelsberg bis zu den zerklüfteten Hessigheimer Felsengärten rechts des Neckars.

Ökologisch wertvoll ist diese Region, vom Schwäbischen Heimatbund zur Kulturlandschaft des Jahres 2010 gekürt, vor allem im westlichen Bereich um die großen Schutzgebiete „Pfinzgau“ und „Kraichgau“. Hier prägen kleinstrukturierte Biotope wie Hohlwege, Streuobstwiesen, orchideenreiche Halbtrockenrasen und alte Rebhänge das Bild, während die riesigen Mischwälder des 1980 ausgewiesenen Naturparks Stromberg-Heuchelberg östlich von Bretten einen sehr eigenen Charakter im ansonsten eher baumarmen Kraichgau besitzen.

Das milde Klima verleiht dem Ganzen etwas geradezu Mediterranes. Ausgedehnte Rebanlagen liegen spektakulär an den Hängen zu Füßen mittelalterlicher Kraichgauer Burgen.

So vielfältig ist der Kraichgau: Eine durchaus noch zu entdeckende Landschaft, deren traditionsreichen Feste und Bräuche, Burgen und Schlösser, Fachwerkdörfer und Heimatmuseen ihren Besuchern eindrückliche Begegnungen mit einer bewegten Vergangenheit erlauben.


Auf diesen Seiten werden wir Sehenswürdigkeiten, Geschichten und Forschungen der Region Kraichgau mit ihren Gemeinden aufzeigen.

Stift Sunnisheim in Sinsheim

 

Stift Sinsheim auf dem Michaelsberg in Sinsheim

Headerbild: Das Stift Sinsheim um 1900, gemeinfrei
aus Karl Pfaff: “Heidelberg und Umgebung”. Heidelberg: J. Hörning, 190
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Historischer Gebäudebestand des Stifts Sunnisheim in SinsheimSinsheim merian web

Das Stift Sinsheim auf dem Michaelsberg in Sinsheim geht auf eine Klostergründung des salischen Kraichgaugrafen Otto von Worms um das Jahr 1000 an einem wohl bereits zur Zeit der Römer besiedelten Ort zurück. Zwischen 1092 und 1100 wurde das Stift unter Bischof Johannes in ein Benediktinerkloster umgewandelt. 1496 wurde aus dem Kloster ein weltliches Kollegiatstift, das 1565 von Pfalzgraf Friedrich III. aufgehoben wurde. Nach einem Restitutionsversuch während des Dreißigjährigen Krieges verkam die Klosteranlage zunächst, bevor ab 1887 eine Kindererziehungsanstalt dort eingerichtet wurde, aus der sich das heute vom Rhein-Neckar-Kreis getragene Stift Sunnisheim entwickelt hat. Die im Kern aus dem 10. Jahrhundert stammende Stiftskirche wurde von 2009 bis 2011 zum Kulturzentrum umgebaut und weist noch einen weitgehend originalen Dachstuhl aus dem Jahr 1233 auf. Die weiteren Gebäude der Anlage stammen aus unterschiedlichen späteren Epochen.

 

Weiterführende Literatur dazu finden Sie in unseren Kraichgau-Jahrbüchern

Friedrich Bischoff: Zur baulichen Entwicklung des Sinsheimer Stiftes. Versuch einer Bestandsaufnahme der letzten 30 Jahre. In: Kraichgau. Heimatforschung im Landkreis Sinsheim unter Berücksichtigung seiner unmittelbaren Nachbargebiete. Folge 1, 1968, hrsg. vom Heimatgeschichtlichen Arbeitskreis im Landkreis und vom Landratsamt Sinsheim (später Jahrbuch Kraichgau), S. 141–143.

Ludwig H. Hildebrandt und Nicolai Knauer: Die frühromanische Klosterkirche in Sinsheim an der Elsenz, eine bisher übersehene Rarität. In: Kraichgau. Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung. Folge 21, 2009, hrsg. vom Heimatverein Kraichgau, S. 139–165.

Folke Damminger: Die archäologischen Ausgrabungen an der ehemaligen Stiftskirche Sinsheim – ein kurzer Vorbericht. In: Kraichgau. Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung. Folge 21, 2009, hrsg. vom Heimatverein Kraichgau, S. 166–174.

 

Fotos:

Sinsheim 1645 auf einem Stich von Matthäus Merian. Rechts im Vordergrund das Stift Sinsheim, noch mit dreischiffigem Kirchenbau. Digitalisat der UB Düsseldorf, gemeinfrei.

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