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Im Bann der Burgen

Die Kraichgau-Stimme berichtete am 23.04.2007
Ausstellung und Messe rundum alte Gemäuer- Wiederentdecktes Forschungsfeld
von Alexander Hettich

EPPINGEN. Burganlagen mit ihren trutzigen Mauern, Türmen und Zinnen üben seit jeher ihre eigene Faszination aus. Eine Ausstellung, in der Alten Universität zeigt neue Erkenntnisse eines Forschungsfeldes, das lange vernachlässigt worden ist Bei einer Messe in der Stadthalle demonstrierten Burgenbesitzer zudem am Wochenende, wie sich den alten Mauern neues Leben einhauchen lässt

Burgenland Kraichgau „In der Region gibt es an die 230 mittelalterliche Burgen", überschlägt Nicolai Knauer, „ihr Zustand ist sehr unterschiedlich." Zum Teil sind sie mit Mühe zu lokalisieren. Der gelernte Grafikdesigner hat gemeinsam mit dem Fachmann für Denkmalpflege, Dr. Ludwig Hildebrandt, und dem Modellbauer Marco Keller Aspectus Novus gegründet, eine Arbeitsgemeinschaft, die aus dem Heimatverein Kraichgau hervorgegangen ist und sich der Erforschung der Burgengeschichte verschrieben hat. An dem Objekt ist gut forschen: Häufig hat sich der Stand der Kenntnisse seit Jahrzehnten kaum verbessert. Die Nazis haben Burgen als Kultstätten "missbraucht", sieht Knauer einen Grund für die Zurückhaltung der Wissenschaftler.

Typenkunde Jetzt ist das Interesse neu erwacht. Imposante Bauten wie die Burgen „prägen auch unser Bild" von Heimat", schlug Eppingens Oberbürgermeister Klaus Holaschke am Sonntag bei der Vernissage vor rund 50 Gästen den Bogen zu den Heimattagen/Baden-Württemberg. In der Ausstellung „Mittelalterliche Burgen im Kraichgau", die bis 13. Mai in der Alten Universität zu sehen ist, haben. Aspectus Novus und der Heimatverein neue Erkenntnisse zusammengetragen.

Dabei ist der Begriff Kraichgau weit gefasst und erstreckt sich von der Rheinebene bis an den Neckar, vom Odenwald bis nach Pforzheim. Der Adel genoss dort einst einige Freiheiten und demonstrierte seine Macht in den Bauten. Anhand von Modellen, Erläuterungstexten und archäologischen Funden wird in der Schau die Vielfalt der Burgentypen dargestellt - von der Fliehburg, einer Zuflucht des gemeinen Volkes, über Turmburgen wie in Lauffen bis hin zu den Höhenfestungen der Staufferzeit. In Eppingen gab es nie eine Burg? An dieser These nährt die Ausstellung Zweifel, so fänden sich Hinweise auf eine befestigte Anlage etwa auf Feldern Richtung Mühlbach oder auf dem Gelände des heutigen Feuerwehrhauses.

Neue Nutzungen Burgherr zu sein ist; heutzutage nicht unbedingt erstrebenswert. Die riesigen Gemäuer verschlingen mitunter Unsummen, wenn sie nicht zerfallen sollen. Wie neue Nutzungskonzepte den Erhalt sichern können, präsentierten Burgenbesitzer, darunter Kommunen und Privatleute, bei der zweitägigen Messe in der Stadthalle. Weingut und Restaurants machen nicht nur die Ravensburg bei Sulzfeld oder die Sinsheimer. Burg Steinsberg zu touristischen Anziehungspunkten, Burg Streichenberg bei Stebbach lockt mit einem Kulturprogramm, und in Schloss Neckarbischofsheim geben sich Brautpaare die Klinke in die Hand. „Für uns ist die Messe eine gute Möglichkeit, uns zu präsentieren", so der Sinsheimer Tourismusförderer Rolf Günther, der von der Besucherresonanz am Samstag allerdings enttäuscht war. Erst am Sonntag war in der Stadthalle etwas mehr los. „Die Stadt hätte mehr Werbung machen müssen", kritisiert Nicolai Knauer. Der Samstag sei „grundsätzlich ein schwieriger Tag für Veranstaltungen", so hingegen die Erfahrung von Eppingens Kulturamtsleiter Thomas Csaszar, „vor allem, wenn das Wetter so gut ist."

 

Burgenlandschaft Kraichgau neu erforscht

Die RNZ berichtete am 24.04.2007
Mittelalterliche Burgen stehen im Zentrum der Ausstellung in Eppingens Alter Universität und lockten viele Interessierte zur Eröffnung
Von Ira Betz

Eppingen. „Die Wissenschaft gehört unters Volk" zitierte Bernd Röcker bei der Eröffnung der Ausstellung „Mittelalterliche Burgen im Kraichgau – Wohnbauten und Wohnanlagen" in der Alten Universität. Durchaus wörtlich zu verstehen war das Zitat Bert Brechts aus seinem „Galileo Galilei", denn weit mehr Besucher als erwartet nahmen teil.

Die geplante Führung verwandelten die Veranstalter von Aspektus Novus, der Arbeitsgemeinschaft für Regionalgeschichte sowie Bernd Röcker vom Heimatverein Kraichgau in einen Überblicksvortrag rund um die steinernen Zeugen kultureller Vergangenheit.

Nicht nur Mittelalter-Begeisterte, sondern auch Vertreter aus Kraichgauer Adelsgeschlechtern wie den Familien Gemmingen und Göler und damit Besitzer vieler Burganlagen informierten sich.

Regionalgeschichtliches Interesse zeigte auch Sylvia Kotting-Uhl, die umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestage die durch ihren Wohnsitz am Fuße der für den Kraichgau zentralen Burg Steinsberg lebt.

Dr. Ludwig Hildebrandt, Nicolai Knauer und Marco Keller präsentierten die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Forschung an den Gebäuden selbst, möglicherweise vorhandener Überreste früherer Gemäuer darunter und Archivalien. „Erst dann können wir behaupten, einigermaßen über eine Burg Bescheid zu wissen", betonte Hildebrandt.

Im Regelfall habe zudem auch früher schon gegolten, dass in Konflikten der Sieger Geschichte schreibe. Solange in Quellen nur eine Seite der Betrachtung vorliege, könne man nicht wirklich wissen, was stimme. In selbst entworfenen Zeitungsberichten werden Besucher der Ausstellung mit verschiedenen Seiten und Meinungen von geschichtlichen Ereignissen zum Nachdenken gebracht. „Die Burgen; sind schon tausend Jahre da und werden es vermutlich auch noch sein, wenn wir schon nicht mehr existieren", unterstrich Oberbürgermeister Klaus Holaschke die Bedeutung der die Landschaft prägenden Denkmäler. Rund dreihundert Burganlagen oder Überreste sind im Kraichgau bislang bekannt, und Bernd Röcker berichtete: „Wir erhielten durch die Neubewertung mancher Urkunden völlig unerwartete Ergebnisse". So kann der Eppinger Heimatforscher und Vorsitzende des Heimatvereins Kraichgau auch für die Fachwerkstadt nicht ausschließen; dass es in Eppingen - entgegengesetzt zum bisherigen Diskurs - sowohl Adel als auch eine Burg gegeben haben könnte.

Verschiedene Burgentypen wie die Fliehburg oder die Motten, meist auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel errichtete Holz- oder Steingebäude, die in Erde eingemottet wurden, werden anhand von Modellen, Konstruktionen und Texten in leicht verständlicher Sprache erläutert.

Waffen und Essgeschirr passend zur jeweiligen Entstehungszeit der Burgen wird genauso Raum gegeben wie dem Minnesang im Kraichgau. Die Heimatforscherin Doris Ebert aus Lobenfeld hat das Arbeitsgebiet eines Bligger von Steinach oder Ulrich von Winterstetten aufgearbeitet. Eine von den städtischen Schreinern nachgebildete Schlüsselscharte aus der Zeit um 1400 kann ebenfalls begutachtet werden.

Armbrüste und später die ersten Feuerwaffen fanden dort hindurch ihre ersten Ziele bei der Verteidigung der Burg.

 

 

„Burgen sind ein typisches Wahrzeichen des Kraichgaus“

Die BAZ berichtete am 28./29.April 2007
Ausstellung „Mittelalterliche Burgen im Kraichgau - Wohnbauten und Wohnanlagen"

Eppingen. In Anwesenheit einer Vielzahl interessierter Besucher eröffnete Eppingens Oberbürgermeister Klaus Holaschke im Stadt- und Fachwerkmuseum „Alte Universität" die Ausstellung „Mittelalterliche Burgen im Kraichgau -Wohnbauten und Wohnanlagen".

Unter den Ausstellungsbesuchern, eine stattliche Anzahl prominenter Gäste, wie die Bundestagsabgeordnete des Rhein-Neckar-Kreises, Sylvia Kotting-Uhl, Prof. Dr. Rödl, Leiter des Generallandesarchiv, Prof. Dr. Eibner von der. Universität Heidelberg, der Heidelberger Archäologe Dr. Peter Marzolf, der Vorsitzende der Burgenvereinigung Baden-Württemberg, verschiedene Vertreter des Adels sowie Bürgermeister und Museumsleiter der Nachbargemeinden.

„Die Burgen, ein typisches Wahrzeichen des Kraichgaus, sie dienten und dienen nicht nur als Wohnstätten, sondern prägen unser Bild von Heimat", so der Oberbürgermeister in seiner Ansprache. Auch Bernd Röcker, der Vorsitzende des Heimatvereins Kraichgau, der für die Ausstellung verantwortlich zeichnet, hob auf die Besonderheit des Kraichgau durch seine vielen Burgen ab. Die Ursache hierfür, sieht er in der Tatsache, dass es im Mittelalter rund 100 verschiedene Adelsgeschlechter in der Region gab. In, die Ausstellung flossen die neuesten Erkenntnisse der Burgenforschung ein. Erarbeitet wurden diese von der Arbeitsgemeinschaft für Regionalgeschichte, „ASPECTUS NOVUS". Deren Vertreter Nikolai Knauer und Dr. Ludwig Hildebrandt stellten die einzelnen Burgentypen wie „Fliehburgen, Motten, Turm-, Höhen- und Schildmauerburgen" anhand von Beispielen anschaulich vor und gaben dem aufmerksamen Publikum auch Einblick in die Grundlagen der Burgenforschung.
Burgmodelle. Gezeigt werden auch verschiedene Burgenmodelle, die Großteils von Marco Keller gefertigt wurden. Geöffnet ist die Ausstellung bis zum Sonntag, 13. Mai, jeweils von Mittwoch bis Sonntag, 14 bis 18 Uhr, im Stadt- und Fachwerkmuseum „Alte Universität". Parallel zur Ausstellungseröffnung fand bereits seit Samstag, das Treffen der Burgenbesitzer in Verbindung, mit der Ausstellung „Offene Pforten" in der Eppinger Stadthalle statt. Vertreten waren dort die Burgenstädte beziehungsweise -besitzer aus Bad Wimpfen, Lauffen, Neuenbürg, Angelbachtal, Neckarbischofsheim, Sinsheim, Burg Streichenberg und die Ravensburg.

Informiert wurde vorrangig über die heutigen Nutzungsmöglichkeiten von Burgen und Schlössern. Aber auch viel Wissenswertes über das frühere Leben auf den Burgen und über ihre Bewohner, konnte man erfahren. Sowohl für Erwachsene als auch für Kinder ein Interessantes Angebot unter Regie von „ASPECTUS NOVUS". Schade nur, dass der Besuch dieser Messe insbesondere am Samstag sehr verhalten war.

 

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